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Software Ergonomie : Mensch-Maschine-Kommunikation

Worum geht es?

Der Software-Ergonomie geht es um eine Optimierung des Zusammenspiels aller Komponenten, die die Arbeitssituation von Computerbenutzern bestimmen: Mensch, Aufgabe, Technik und organisatorischer Rahmen. Sie beschränkt sich ausdrücklich nicht - wie oft fälschlich angenommen - auf die Behandlung der Präsentationsaspekte interaktiver Software. (Susanne Maaß)

Bezogen auf das Internet ist das Ziel software-ergonomischer Arbeit, dem Benutzer gut bedienbare, gut strukturierte und fehlertolerante Webseiten zur Verfügung zu stellen. Sie sollen ihm die Informationssuche erleichtern und ihn in seiner Arbeit optimal unterstützen. Die ergonomische Qualität eines Internetauftritts entscheidet somit auch über seinen Erfolg.

Betrachten Sie die Besucher Ihrer Internetseiten als Gäste. Sie kommen auf Ihre Seiten, weil Sie Informationen suchen oder etwas kaufen möchten. Und zwar sofort und auf eine komfortable und möglichst schnelle, direkte Art. Wenn sie nicht einfach und effizient durch die Seiten geführt werden, um ihre Ziele zu erreichen, sind sie schnell auf den Seiten der Konkurrenz, die bekanntlich nur einen Mausklick entfernt sind.

Qualitätskriterien für das Design ergonomischer Benutzerschnittstellen sind in der europäischen Norm ISO 9241 definiert. Der Teil 10 bestimmt 7 Grundsätze der Dialoggestaltung zwischen Mensch und Maschine als Voraussetzung für ergonomische Software. Moderne, benutzerfreundliche Webseiten entsprechen den Grundsätzen dieser Norm, die im Folgenden kurz umrissen werden. Zu jedem Grundsatz sind beispielhaft einige Stichpunkte für die Webentwicklung angegeben.

Aufgabenangemessenheit

"Ein Dialog ist aufgabenangemessen, wenn er den Benutzer unterstützt, seine Arbeitsaufgabe effektiv und effizient zu erledigen."

Für Internetseiten bedeutet dies etwa, dass Links als solche erkennbar sind. Beschriftungen von Schaltflächen sind präzise und unmissverständlich und Menüeinträge sind über alle Seiten konsistent. Die Seiten sind übersichtlich und einheitlich strukturiert, sodass kein Besucher die Orientierung verliert. Bilddaten sind optimiert, sodass keine unnötig langen Ladezeiten entstehen. Aufeinanderfolgende Aktionsschritte, etwa ein Bezahlvorgang, werden visuell unterstützt..

Selbstbeschreibungsfähigkeit

"Ein Dialog ist selbstbeschreibungsfähig, wenn jeder einzelne Dialogschritt durch Rückmeldung des Dialogsystems unmittelbar verständlich ist oder dem Benutzer auf Anfrage erklärt wird."

Die Internetseiten sind intuitiv bedienbar. Der Benutzer weiß bei jedem Link oder Button genau, wohin dieser führt, oder, was er damit auslöst. Die Webseite muss jederzeit Auskunft auf die Fragen geben:

  • Wo bin ich gerade?
  • Welche Aktionen sind hier möglich?
  • Wie kann ich eine bestimmte Aktion ausführen?
  • Wie bin hierher gekommen?
  • Wohin kann ich von hier aus gehen?

Das Gedächtnis des Benutzers darf nicht als "kostenlose Speichererweiterung des Rechners" angesehen werden. Die Seite soll Rückmeldungen zu durchgeführten Aktionen geben, wie z.B. "Der Datensatz xy wurde gelöscht" und kontextsensitive Hilfefunktionen anbieten. Rückmeldungen sind in einheitlicher Terminologie formuliert. Bei Formularen wird Hilfestellung zum Ausfüllen der Felder angeboten, etwa das erwartete Format einer Datumseingabe.

Selbsterklärungsfähigkeit bedeutet also die adäquate Bereitstellung von Informationen und Hilfen, sowohl zum aktuellen Zustand als auch zum weiteren Vorgehen. Dies bedeutet aber nicht, sich auf eingebaute Hilfefunktionen zu verlassen. Das Hauptziel ist, durch sorgfältige Gestaltung der Webseiten, Unklarheiten von vornherein zu vermeiden.

Steuerbarkeit

"Ein Dialog ist steuerbar, wenn der Benutzer in der Lage ist, den Dialogablauf zu starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel erreicht ist."

Aktionen können auf verschiedene Arten ausgelöst werden, beispielsweise mit der Maus oder der Tastatur, sodass der Benutzer Einfluss auf die Art seines Problemlösens hat. Ausgaben von Webanwendungen sind skalierbar, beispielsweise ist die Anzahl von Trefferlisten bei Datenbankabfragen einstellbar oder die Trefferlisten können durch geeignete Filter reduziert werden. Abgebrochene Aktionen können wiederaufgenommen werden. Große Grafiken werden als Miniaturen dargestellt, die bei Bedarf vergrößert werden können.

Erwartungskonformität

"Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er konsistent ist und den Merkmalen des Benutzers entspricht, z.B. seinen Kenntnissen aus dem Arbeitsgebiet, seiner Ausbildung und seiner Erfahrung sowie den allgemein anerkannten Konventionen."

Die Bedienung einer einheitlichen, gut strukturierten Oberfläche mit einem durchgängigen Interaktionskonzept kann anhand weniger Beispielanwendungen schnell und vollständig erlernt werden. Die gelernten Muster und Abläufe wiederholen sich. Eine inkonsistente, unübersichtliche und methodisch unklare Oberfläche gibt dem Benutzer immer neue Rätsel auf, da sie sich nicht so verhält, wie er es aufgrund seiner bisherigen Erfahrung erwartet.

Der prinzipielle Aufbau der Interaktionen ist leicht verständlich, die Bedienelemente der Webseite sind einheitlich gestaltet, um einen Wiedererkennungseffekt zu fördern. Ähnliche Informationen werden stets in derselben Weise präsentiert. Der "Zurück-Button" des Browsers ist nicht deaktiviert.

Die Begrifflichkeit innerhalb der Webseite orientiert sich soweit wie möglich an der Terminologie der Benutzer. So heißt ein Warenkorb in einem Shop stets "Warenkorb" und nicht etwa "Einkaufswagen".

Erwartungskonformität

  • erhöht das Vertrauen des Benutzers in das Produkt
  • steigert die Akzeptanz des Produkts
  • minimiert Einarbeitungszeiten
  • reduziert die Inanspruchnahme der Hilfe-Funktionen
  • steigert die Arbeitsproduktivität

Fehlertoleranz, Robustheit

"Ein Dialog ist fehlertolerant, wenn das beabsichtigte Arbeitsergebnis trotz erkennbar fehlerhafter Eingaben entweder mit keinem oder minimalem Korrekturaufwand seitens des Benutzers erreicht werden kann."

Benutzer machen Fehler. Eine Webanwendung führt bei Benutzereingaben Plausibilitätskontrollen durch, zum Beispiel werden Formulardaten validiert und geben Fehlermeldungen an den Benutzer zurück, falls das Formular nicht korrekt ausgefüllt wurde.

Ein Fehler führt nicht zu einem undefinierten Systemzustand oder Absturz, sondern informiert den Benutzer über die Situation. Gegebenenfalls macht die Webanwendung Korrekturvorschläge. Wo es möglich ist, wird eine automatische Korrektur durchgeführt. Fehlermeldungen sind in einer Sprache, die der Benutzer versteht.

Individualisierbarkeit

"Ein Dialog ist individualisierbar, wenn das Dialogsystem Anpassungen an die Erfordernisse der Arbeitsaufgabe sowie an die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben des Benutzers zuläßt."

Die Webseiten sind auf die individuellen Bedürfnisse des Benutzers anpassbar.

Die Schriftgrößen sind nicht absolut definiert sondern skalierbar, sodass der Benutzer nach Bedarf die Schrift vergrößern oder verkleinern kann. Den Besuchern eines Shops oder anderer Seiten mit Anmeldeformularen werden Logins oder Benutzerkennungen zur Verfügung gestellt, um ihnen die erneute Anmeldeprozedur zu ersparen. Falls Plugins verwendet werden, besteht die Möglichkeit, diese abzuschalten.

Lernförderlichkeit

"Ein Dialog ist lernförderlich, wenn er den Benutzer beim Erlernen des Dialogsystems unterstützt und anleitet."

Bei großen und komplexen Anwendungen gibt es eine "Tour", die den Benutzer in die Bedienung der Anwendung einführt. Hilfreich sind auch "Häufig gestellte Fragen" bzw. "Frequently Asked Questions", kurz "FAQ".

 

https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/naerg/normen/wdc-beuth...
DIN EN ISO 9241-110
Ergonomie der Mensch-System-Interaktion - Teil 110: Grundsätze der Dialoggestaltung (ISO 9241-110:2006); Deutsche Fassung EN ISO 9241-110:2006